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Veranstaltungen

Zum 200. Geburtstag von Gustav Karl Hempel

C. Hoener on Aug 28 2019

Mittwoch, 4. September 2019, 18.15 Uhr,

Schloss Friedenstein, Forschungsbibliothek Gotha,

Herzog-Ernst-Kabinett (2. Etage)

Rotraut Greßler (Waltershausen):

Karl Gustav Hempel (1819-1877) - ein Verleger aus Waltershausen

 

 

 

"Gebürtige Walterhäuser Schriftsteller, die mehr als Lokalgrößen sind, gibt es überhaupt nicht. Dafür ist wenigstens ein Walterhäuser da, der bedeutendes für die deutsche Literatur geleistet hat, der Verlagsbuchhändler Gustav Karl Hempel“, stellte der Publizist Lorenz G. Löffler fest.

Hempel entstammte einer Kleinbürgerfamilie. Sein Vater, Johann Daniel Hempel, war Schuhmachermeister und Materialwarenhändler in Waltershausen. Bis zu seinem 14. Lebensjahr bekam der Sohn Privatunterricht bei dem hiesigen Superintendent Johann Adolph Jacobi. Danach trat er als Lehrling in die Wellersche Buchhandlung in Bautzen ein. Nach vollendeter Lehrzeit ging er als Gehilfe nach Krefeld und wurde dann von Carl Heymann in Berlin engagiert; zuerst als so genannter Überzähliger mit einem Jahresgehalt von 160 Thaler, das einem Gehalt von 40 Mark pro Monat entspricht, und freiem Mittagstisch. Allmählich stieg er bis zur ersten Gehilfenstelle auf, die ihm ein besseres und freieres Leben gestattete.

Mit seinem Ersparten, wenige hundert Thaler, begann er, 27jährig, im September 1846 seine Selbstständigkeit. Er eröffnete seinen Verlag „Gustav Hempel“ und debütierte mit dem Werk: „Dr. F. Förster. Preußens Helden in Krieg und Frieden“-ein siebenbändige Herausgabe, die erst 1861 abgeschlossen wurde.

Bekannt wurde der Buchhändler 1849 durch seine Berichterstattung im politischen Sensationsprozess gegen den preußischen Obertribunalrat Franz Leo Benedikt Waldeck. Hempel bediente sich hier als Erster stenographischer Protokolle und gab die Resultate der Gerichtssitzungen sofort in Extrablättern heraus. Eine journalistische Meisterleistung!

Jetzt konnte er daran gehen, seinem Verlag ein persönliches Gesicht zu geben. Nach dem Verlegen der Erstmonographien der mittelamerikanischen Republiken Nicaragua und Costa Rica in deutscher Sprache und einiger Lehrbücher, wandte sich Gustav Hempels Interesse den Naturwissenschaften zu. Einige Werke, die wesentlich zur Popularisierung dieser Wissenschaften in Deutschland beigetragen haben, erzielten dank Hempels intensiver und neuartiger Werbung hohe Auflagen.

Das gemeinverständliche Werk über Himmelskunde „Wunder des Himmels“ (1834) wurde durch Hempels kluge Werbung das erfolgreichste astronomische Buch, das je in einer Weltsprache erschien; noch 86 Jahre nach dem Tod des großen Verlegers ist es neu aufgelegt worden.

Folgendes Projekt sollte ihm dauernden Nachruhm sichern und darf wohl als Höhepunkt seines  fleißigen Schaffens gelten: Die dem Leipziger Verleger Carl Cotta und einigen anderen Buchhändlern erteilten Privilegien zum Alleinverlag deutscher Klassiker erloschen am 9.11.1867, sofern der Autor vor diesem Datum verstorben war. (Das so genannte „Klassikerjahr 1867“) Gustav Hempel fasste den heroischen Plan der Herausgabe einer textkritischen Gesamtausgabe aller deutscher Klassiker, die gleichzeitig so erschwinglich sein sollte, dass sie breite Schichten des Volkes lesen und verstehen konnten. Es gelang ihm, das Riesenprojekt von 1867-1877 als „ Nationalbibliothek sämmtlicher deutscher Classiker“ in 246 Bänden zu verwirklichen: Eine verlegerische und buchhändlerische Meisterleistung! Zwei Jahre vor ihrem Abschluss erlag Gustav Hempel jedoch einem schweren Herzleiden. Sein Partner Paul Parey führte die Herausgaben ins Finale.

Aber auch das musste er aushalten: Cotta und seine Freunde, der Inhaber der „Gartenlaube“, Ernst Keil, und der Redakteur vom  „Börsenblatt für den deutschen Buchhandel“, Julius Krauß, leisteten dem Vorhaben Hempels, wohl aus Neid und Missgunst, erbitterten Widerstand. Mit Cotta kam es sogar zu einem berühmten Musterprozess über die Gedichte Lenaus. Gustav Hempel gewann diesen Rechtsstreit 1870 nach fast drei Jahren vor dem preußischen Kammergericht.

Jedenfalls erlebte die „Goldene Klassiker-Bibliothek“ kurz vor Beginn des Ersten Weltkrieges noch eine Neuauflage unter ausdrücklichen Hinweis auf den Namen „Hempel“ als Quelle.

Gustav Karl Hempel hat die Verbindung zu seiner Heimatstadt Waltershausen sein Leben lang aufrecht erhalten. Hier ließ er 1864/1865 seine Villa in neuenglischer Gotik an der Tennebergstraße 6 erbauen. Zu den wenigen Stiftungen im späten 19. Jahrhundert in Walterhausen zählte die Hempel-Stiftung von 1880 für Erziehungszwecke: 6 000 M kamen von den Erben von Gustav Hempel.

Über sein Schaffen und Wirken, das letztendlich und bis heute der deutschen Literatur dient, über Kämpfe, Höhen und Tiefen in seinem kurzen, aber  sehr abwechslungsreichen Leben referiert die Bibliothekarin und freie Autorin  Rotraut Greßler. Sie beschäftigt sich seit einigen Monaten mit dem bedeutenden Verlagsbuchhändler, der seine Wurzeln in Waltershausen hat, der seiner Heimatstadt und seinem Heimatland Thüringen sehr verbunden war.

Am, 4. September 2019, in der Forschungsbibliothek Gotha (Schloss Friedenstein) soll der Buchhändler und Kaufmann aus einem unverdienten Vergessen in den Focus einer interessierten Hörerschaft gerückt werden.

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